Resonanz

war unsere Hauszeitung von 1986 bis 2009

RESONANZ ist ein in der Schweiz von der Firma Musik Baur AG geschützter Name. Seit 1986 ein- bis zweimal jährlich gelangten wir mit Hintergrund-Informationen aus Klavierbau und Branche an unsere Kunden. Vom Klavierbauer an die Freunde der schwarzen und weissen Tasten! Hier geht es um Schwingungen, die in den Saiten, im Holz, im Raum, im Kopfhörer, aber auch in Ihrem Herzen entstehen. Nach unserem Jubiläum 2008 und dem Umzug an die Frauenfelderstrasse im 2009, entschieden wir uns, die Papierflut einzustellen und uns auf das Internet zu konzentrieren.

Klavierreparaturen auf höchstem Niveau

Musik Baur hat sich schon lange auf Klavier- und Flügelreparaturen spezialisiert. Heute konzentriert sich Walter Baur mit seiner Crew vor allem auf die klavierbautechnischen Arbeiten. Klangkörper- und Gehäusearbeiten werden in Zusammenarbeit mit speziell eingerichteten Fachwerkstätten ausgeführt. Bei der Kleinreparatur wird mit der alten Substanz der Klang und die Bespielbarkeit optimiert. Meistens verbessert sich auch die Stimmhaltung. Die Kleinreparatur (grosser Service) beinhaltet die Grundarbeiten: Hämmer abziehen, auf Klang feilen und aufpassen, Mechanikschrauben anziehen, Spielwerk neu einregulieren, Pedale kontrollieren und einstellen, Instrument reinigen, stimmen und intonieren. Dafür rechnet ein Klavierbauer max. 17 Stunden beim Klavier, was ungefähr CHF 1’700.– entspricht und beim Flügel etwa 22 Stunden, also etwa CHF 2’380.–. Optional kommt noch der Ersatz durchgespielter Tastenführungsfilze oder defekter Teile dazu. Dabei wird das Optimum aus der alten Substanz herausgeholt und der Klang dem Raum und den Kundenwünschen angepasst.

Wenn die alten Hammerköpfe zu abgespielt sind, braucht es die mechanische Revision. Da werden mindestens die Hammerköpfe, manchmal auch die Dämpfung ersetzt. Beim Klavier kostet das ab CHF 3’100.– und beim Flügel markenspezifisch ab CHF 4’600.–, bei Spitzenmarken wegen wesentlich mehr Arbeitsaufwand ab ca. CHF 6’000.–, damit das Instrument wieder wie neu klingt. Diese Preisangaben sind sehr über den Daumen gepeilt. Verlangen Sie deshalb eine detaillierte Offerte. Die Krönung der Reparaturen ist natürlich die Totalrevision. Bei der Totalrevision kommen Klangkörperarbeiten an Resonanzboden, Steg, Stimmstock und neue Besaitung dazu. Ebenfalls wird am Gehäuse die Oberfläche restauriert oder ganz neu gemacht.

Diese Arbeiten wurden bei Musik Baur regelmässig ausgeführt, solange Lehrlinge ausgebildet wurden. Gerade der ehemalige Konservatoriumsdirektor Willi Gohl hatte uns Winterthurer Klavierbauer damals mit den Revisionen an den älteren Markeninstrumenten total gefördert. Und viele dieser Instrumente sind in der Musikschule heute noch in Gebrauch. Bei den Totalrevisionen kommt mechanisch gesehen immer noch eine neue Dämpfung dazu. Bei den Tasten wird das Elfenbein gebleicht, geschliffen und poliert. Nun wird auch der Klangkörper total zerlegt: Er wird abgesaitet, der Gussrahmen herausgenommen und der Resonanzboden ausgespahnt, geschliffen und neu lackiert. Der Gussrahmen wird wieder so eingebaut, dass die Saiten den richtigen Druck auf die Stege geben und Klanglänge und –qualität optimiert werden. Neue, oftmals neu berechnete Saiten mit dickeren Stimmwirbeln lassen das Instrument nachher wieder frisch erklingen. Bei der Totalrevision spricht man von gegen 120 Stunden für das Innenleben, was in der Schweiz heutzutage fast unbezahlbar geworden und für ein Mittelklasseklavier auch zuviel ist.

Es ist aus Umweltauflagen für eine normale Klavierwerkstatt auch nicht mehr möglich, für Gehäuse moderne Lacke richtig zu verarbeiten. Dazu braucht es Spritzanlagen mit Luftabzug und Giftstoffausscheidung; zu teuer für einzelne Gehäuse. Diese Tendenzen hatte der kürzlich verstorbene, berühmteste Klavierbaumeister und Mitbegründer der deutschen Klavierbaumeisterschule in Ludwigsburg, Klaus Fenner, vorausgesehen. Mit seiner Meisterwerkstatt Pianova hat er eine Firma geschaffen, die genau in diese Lücke springt und qualitativ den bisherigen Revisionsstandard weit übertrifft. Zum Beispiel werden alte Resonanzböden fünfmal auf 5 % Holzfeuchte getrocknet und vorhandene und neu entstande Risse fachgerecht ausgespahnt. Es wird behauptet, dass solche Resonanzböden besser klingen und länger halten als neue. Ist ein Resonanzboden nicht zu retten, wird auch ein neuer hergestellt und eingebaut. Stimmstöcke, wo die Wirbel drin stecken, können mit modernsten Maschinen ausgewechselt werden. Und auch bei den Gehäusen sind schreinerische Holz- und Oberflächenarbeiten optimiert. Musik Baur arbeitet schon über Jahre mit dieser deutschen Firma zusammen. Die Resultate erfreuen zahlreiche Kunden. Zusammen mit dem Finish durch Walter Baur klingen diese Instrumente wieder wunderschön und sehen aus wie neu. Bei Flügeln müssen je nach Länge ab CHF 22’000 investiert werden. Konzertklaviere kosten um CHF 13’000.–. Da der Klavierbauerverband SVKS bei einem totalrevdierten Flügel oder Klavier einen Wert von 50 % des heutigen Verkaufspreises vorsieht, lohnt sich diese Investition bei guten Markeninstrumenten meistens auch von der Werterhaltung her. Und es gibt wie bei den neuen Instrumenten fünf Jahre Garantie.

Die Seele schwingt mit

Sibylle Ehrismann ist im Zürcher Oberland aufgewachsen. Musikalisch sensibilisiert durch ihren Vater, den Pianisten Alfred Ehrismann (Konservatorium Winterthur), schreibt sie als freie Musikpublizistin für Tageszeitungen und Fachzeitschriften.

Sibylle Ehrismann: Ein Plädoyer für das akustische Klavier

Die Elektronik hat auch vor dem Klavier nicht Halt gemacht. Obwohl für dieses klangvolle und wohl verbreitetste harmonische Instrument Klavierauszüge von ganzen Symphonieorchestern geschrieben wurden und die subtile Differenzierung des Anschlags aus einem Flügel eine farbenreiche Klangwelt herauszulocken vermag, haben elektronische Klaviere schnell den Markt überschwemmt. Was nur ist der Beweggrund dafür, statt einem herkömmlichen sogenannt „akustischen“ Klavier ein elektronisches Digital-Piano zu kaufen?

Ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen, als mir einmal eine Klavierschülerin im Unterricht, in welchem sie mir eben nach dem Gehör einen Hitparade-Song lupenrein und harmonisch richtig nachgespielt hatte, den Wunsch äusserte, lieber auf einer elektronischen Orgel spielen zu dürfen. Zugegeben, ich bin ein typischer Klangmensch und pflege in meinem Spiel den differenzierten Anschlag, aber auch das Kind hatte seine Gründe. Auf einer elektronischen Orgel könne man einfach Knöpfe drücken, und dann töne es wie eine ganze Band. Nun gut. Die Eltern kauften ein elektronisches Instrument, freuten sich darüber, wie das Mädchen freiwillig ans „Klavier“ sass und drauflos spielte. Der volle Band-Klang faszinierte auch die Eltern – es klang wie „richtig“ -, doch Fortschritte machte das Kind kaum mehr, war schnell zufrieden mit der „eigenen Band“ und liess es schliesslich ganz bleiben.

Es motiviert ein Kind natürlich, wenn ein Stück „gut“ klingt. Was aber im Unterricht durch das gemeinsame, oft vierhändige Spiel erreicht wird, hat mit der Täuschung der Elektronik wenig zu tun. Gerade in der Ausbildung ist das Vorgaukeln des Besserseins, als man ist, eine grosse Gefahr und befriedigt nur kurzfristig, weil man sich mit der eigenen Leistung schnell zufrieden gibt.

Auch die Werbung für die neuen Digital-Pianos gaukelt gern etwas vor. Schenkt man ihr Glauben, so steht ein elektronisches Klavier weder im Klang noch im Anschlag seinem mechanischen Vorbild nach. Die deutsche „Stiftung Warentest“ wollte das genau wissen und nahm die elektronischen Klaviere unter die Lupe. 55 Berufspianisten verglichen die Spieleigenschaften von zwölf Elektroklavieren mit zwei mechanischen und mussten nach dreizehn Kriterien beurteilen. So fragte die Stiftung zum Beispiel nach der Klangqualität: Ist das Klangspektrum vielfältig? Wie gut ist der Raumklang? Ist der Ton flach oder voll? Oder nach der Dynamik: Lässt sich die Lautstärke vom Pianissimo bis zum Fortissimo gut nuancieren? usw.

Die Kommentare der Musiker zu diesen Punkten sind deutlich: Dem Klang fehlt es an Homogenität, die Klaviatur (Tasten) ist so sensibel, dass beim Pianissimo das Spiel ausser Kontrolle gerät. Die Dynamik bleibt problematisch, weil es an Lautstärke mangelt und weil das Fortissimo verzerrt wird. Da das Mitschwingen der Saiten fehlt, „hat man oft den Eindruck, einen toten Klang zu hören“, meint die Jury.

Natürlich haben die D-Pianos vordergründig auch ihre Vorteile. Man kann sie mit Kopfhörer spielen und stört so keine Nachbarn. Sie sind deutlich preisgünstiger und kleiner als die akustischen Instrumente, sind leichter zu transportieren und müssen nicht gestimmt werden. Was so zum Beispiel einem Zweitklavier in einem Ferienhaus zum Vorteil gereicht, kann die Vorteile eines herkömmlichen Klaviers niemals wettmachen. Gerade in der Musik, wo es neben der technischen Fertigkeit vor allem um Empfindung und die eigene Ausdrucksfähigkeit geht, steht das „direkte Greifgefühl und der echte, direkte Klavierklang“ an erster Stelle. Bei Tönen, die nicht schwingen, schwingt auch die Seele nicht mit. Darüber hinaus ist das akustische Klavier auch als Investition interessanter. Wer aber noch unsicher ist und nicht investieren will oder kann, für den bieten heute die Fachgeschäfte verschiedene Leasing- oder Miet/Kauf-Möglichkeiten an, die ein „echtes“ Klavier mit all seinen Schwingungen und seinem „natürlichen“ Volumen für alle Interessierten erschwinglich macht.